Geschichte des Schlosses

Um 900 erfolgte die Gründung von Schloss Hülchrath (eigentlich Burg Hülchrath) in der Niederung von Erft und Gillbach als palisadenumwehrte Flachsiedlung mit Holzhäusern, der um 1000 n. Chr. eine Turmburg, sog. Motte – französisch la motte = der Hügel, mit einem hölzernen Wach- und Zufluchtsturm hinzugefügt wurde.

1120 erfolgt die erste schriftliche Erwähnung als sehr alte und stark befestigte Burg. In dieser Zeit wurde der noch im Innenhof des Hochschlosses als Rudiment erhaltene steinerne Rundturm errichtet.

Nach dem Sieg Philipps von Schwaben über Otto von Braunschweig in der Schlacht von Wassenberg wird die Burg erwähnt. In dieser Zeit ist die Familie der in Burg Hülchrath eigentlich ansässigen Grafen des Gillgaus ausgestorben.

Während des nun folgenden, mehrfachen Besitzerwechsel (Grafen von Saffenberg, Sayn und Sponheim) in staufischer Zeit zwischen 1200 – 1255, wurde der mächtige Mauerring aus Basalt und Tuff mit Palas, Bergfried, Torturm, 3 Schalentürmen und nördlicher Schildmauer errichtet.

Historische Zeichnung der Burg Hülchrath © Theo Wennmacher
© Theo Wennmacher

1255 befindet sich Hülchrath im Besitz einer Nebenlinie der Grafen von Kleve, die die Burg 1314 an den Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg verkaufen.

Dessen Nachfolger, Wilhelm von Gennep, verstärkt die Burg nach der hier vorhandenen Bauinschrift in den Jahren zwischen 1349 und 1362. Der vorhandene Mauerring des Hochschlosses und der gotische Torturm wurden aufgestockt und verstärkt, die Vorburg unter Hinzufügung eines seitlich angefügten Tores in Ziegel neu errichtet.

Der gotische Torturm weist unter seinem obersten Geschoss Kragsteine auf, die aus Grabsteinen der 1349 aus Köln vertriebenen jüdischen Gemeinde gefertigt wurden. Bis zur Auflösung des Kurstaates 1794 blieb Burg Hülchrath Verwaltungssitz der Kölner Erzbischöfe und diese ließen ihr Amt Hülchrath von hier aus verwalten.

Nachdem der Kölner Erzbischof Truchsess von Waldburg versucht hatte, das Erzbistum in eine weltliche Herrschaft zu verwandeln und den Protestantismus einzuführen, wurde die Burg 1583 von habsburgischen und spanischen Truppen unter Friedrich von Sachsen-Lauenburg belagert und eingenommen. In der Folgezeit wurden die durch Kanonenschuss verursachten erheblichen Schäden beseitigt.

Der aus dem Haus Wittelsbach stammende Erzbischof Ferdinand von Bayern ließ 1609 den Ort an der Ostseite der Burg neu anlegen und diesen durch eine 50 mtr. lange Brücke mit der Vorburg verbinden. Im Hof der Hochburg errichtet er eine doppelgeschossige, offene Arkade mit seitlichem Sternbeobachtungsturm und versah die Fassade des Palas mit Bauelementen im italienischen Spätrenaissancestil. Als letzte Ausbauphase der Befestigung wurde neben dem gotischen Torturm ein mächtiger Rundturm errichtet, der mit Kanonen bestückt werden konnte.

Im Dreissigjährigen Krieg wurde Hülchrath 1642 durch hessisch-französische Truppen 1 Monat belagert und dann, nachdem man durch einen geheimen Zugang in die Burg gelangt war, eingenommen.

Während des französisch-niederländischen Kriegs wurde die Burg 1687 wiederum belagert, eingenommen und entfestigt. Obwohl Teile noch bewohnt waren, verfiel diese wegen mangelnder Unterhaltung bis 1794 zusehends.

Nach dem Einmarsch der französischen Revolutionsarmeen, der Auflösung des Kurstaats und der Säkularisierung der kirchlichen Kleinstaaten 1803 in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses kaufte der letzte kurkölnische Amtmann, Freiherr von Pröpper die Burganlage. Nur die Vorburg wurde jetzt noch bewohnt und große Teile des Hochburg wurden in der Folgejahren abgerissen.

Nachdem der letzte Nachkomme der von Pröpper – der Familie entstammte eine der bekanntesten Kochbuchautorinnen des 19. Jahrhunderts, Ludovica v. Pröpper – gestorben war, kauften
die Fürsten von Salm-Reifferscheidt-Dyck 1874 die Burg, veräußerten sie aber wenige Jahre später wieder.

Kupferstich von 1796 von A. Reuter. Zeigt das Schloss Hülchrath © Theo Wennmacher
© Theo Wennmacher

Nach mehrmaligen Besitzerwechsel erwarb 1907 der Graf Emo v. Bennigsen die Burganlage und ließ im Innenhof der Hochburg einen großzügigen Gebäudekomplex errichten und Teile der ruinösen Bauteile wieder aufbauen. Seit dieser Zeit hat sich der Name Schloss Hülchrath eingebürgert.

Durch Spekulation verlor von Bennigsen 1914 die Anlage und diese kam nach mehrmaligem Besitzerwechsel 1930 an die Landesbauernschaft Rheinland; dann in der Folge der Machtübernahme durch die Nationasozialisten an den Reichsnährstand. In den folgenden Jahren bis Ende des 2. Weltkriegs war die Burg mit einer Vielzahl von NS-Organisationen belegt, u.a. wurde hier zu Beginn des Jahres 1945 die Gruppe „Werwolf“ ausgebildet, die in einem Sondereinsatz den ersten durch die amerikanischen Truppe eingesetzten Bürgermeister von Aachen, Oppenhoff, in gezielter Aktion ermordeten.

Nach dem Krieg wurde das Schloss 1948 als Notunterkunft für zahlreiche Ostflüchtlinge umgebaut.

Der Vater des jetzigen Eigentümers, Theo Wennmacher, erwarb die Burg 1957 vom Verwalters des Vermögens des Reichsnährstands und sie befindet sich bis heute im Eigentum des Familie.